
HEILSAME HAUSGEBURT VOLLER KRAFT
Toni
Von außen betrachtet war die Geburt meiner ersten Tochter wahrscheinlich super - schnell (4 Stunden), komplikationslos und wir konnten nach wenigen Stunden wieder nach Hause gehen.
Ich selbst empfand die Geburt jedoch furchtbar und traumatisierend. Noch nie in meinem Leben hatte ich nur ansatzweise solche Schmerzen. Die ganzen 4 Stunden fühlte ich mich diesen schrecklichen Schmerzen einfach nur ausgeliefert. Ich zitterte am ganzen Körper, fühlte mich machtlos und ließ jede Wehe nur über mich ergehen.
Alle erzählten mir immer, dass die Schmerzen wieder vergessen sind sobald das Kind da ist. Ich trichterte mir deshalb die ganze Geburt über selbst ein, dass ich das niemals vergessen werde.
Als ich zum zweiten Mal schwanger wurde, kam in mir direkt wieder diese Angst vor der Geburt hoch. Ich wusste irgendetwas musste ich tun - also entschied ich mich dazu Joanas Kurs zu machen. Schaden kann es ja nicht. Und was soll ich sagen - meine zweite Geburt war so erfüllend, so schön, dass ich es selbst immer noch nicht glauben kann!
Die Geburtsvorbereitung hat mir sehr geholfen, meine Ängste zu verarbeiten, mich mit meinem Körper und meiner Seele auseinanderzusetzen und mir einfach immer wieder die Gelegenheit gegeben mich mit meinem Baby zu verbinden. Mein größter Wunsch war es, mich nicht mehr so machtlos während der Geburt zu fühlen, sondern in jedem Moment zu wissen wie mir und meinem Baby geschieht. Ich betete auch dafür, dass meine Fruchtblase erst gegen Ende springt und dass ich deine Atemtechniken gut anwenden kann.
Etwa um 0.30 Uhr (schon 9 Tage nach ET), als ich gerade am eindösen bin, verspüre ich die erste Welle und bin gespannt auf die Geburt und voller Vorfreude auf unser Baby. Ich veratme einige Wellen draußen auf dem Balkon, während ich in den unendlichen Sternenhimmel schaue und bin ganz erfüllt von diesem unbegreiflichen Wunder eines neuen Lebens, an dem Gott mich teilhaben lässt.
Um 3.00 Uhr trifft meine Hebamme ein. Ich bin mir sehr unsicher, wie lange die Geburt sich noch hinziehen wird und versuche nochmals zu dösen um Kräfte zu sparen. Jedoch merke ich schnell, dass das Bett nicht mehr der richtige Ort ist - die Wellen sind schon recht intensiv. Ich beginne wieder zu zittern wie bei meiner ersten Geburt und es kommt eine leichte Angst in mir auf. Ich erinnere mich daran, all meine Ängste und Unsicherheiten in Gottes Hände zu legen und übergebe ihm die ganze Kontrolle.
Mein Mann baut das Planschbecken auf. Direkt beim Hineinsteigen merke ich wie unglaublich entspannend das Wasser auf mich wirkt. Ich fühle mich so entspannt, dass ich mit meinem Mann und meiner Hebamme ein paar Runden Karten spiele. Für die Wellen kehre ich immer in mich und veratme sie konzentriert.
Als ich merke, dass die Wellen immer intensiver werden, möchte ich ganz für mich sein. Ich heiße jede Welle willkommen und freue mich bei jedem Abebben der Wellen, dass ich es wieder so gut geschafft habe und meinem Baby immer näher komme.
Ganz plötzlich schlägt es um und eine sehr heftige und ja auch sehr schmerzhafte Wehe setzt ein. Ich fühle mich kurz wie zurückversetzt und habe Angst. Angst, dass es jetzt erst richtig los geht und ich so noch einige Stunden aushalten muss. Ich spüre einen unglaublicher Druck nach unten, ein Blubbern und weiß - jetzt ist die Fruchtblase geplatzt. Ich bitte meinen Mann meine Cousine, die mit meiner Tochter im Nebenzimmer Bücher anschaut, und die Kleine nun hinauszuschicken, da ich das Gefühl habe nicht vollkommen loslassen zu können, wenn sie in der Nähe sind.
Meine Hebamme redet ruhig auf mich ein und sagt, dass Baby kommt jetzt einfach, ich soll versuchen ganz bei mir zu bleiben. Ich sammle nochmals alle Kräfte, kurz darauf setzt auch schon die nächste gewaltige Welle ein.
Während ich mich darauf konzentriere kräftig einzuatmen und langsam auszuatmen, schiebt mein Körper intuitiv mit der Ausatmung mit und nach nur einem sehr langen Atemzug ist das Köpfchen geboren. Ich schaue meine Mann ungläubig an und kann es nicht fassen. Ich taste das Köpfchen unter Wasser, genieße kurz den Moment und schiebe weiter. Um 5.13 Uhr ist mein Baby geboren.
Die Geburt war nicht schmerzlos, aber ich fühlte mich zu keinem Zeitpunkt machtlos. Im Gegenteil fühlte ich mich nach der Geburt, als könnte ich ALLES schaffen. Ich war und bin immer noch unfassbar stolz und dankbar, dass ich dieses Wunder der Geburt erleben durfte. Ich weiß jetzt Gottes Plan ist einzigartig und perfekt und bin mir auch jetzt schon sicher, dass ich dieses Wunder in einigen Jahren nochmal erleben möchte.
